Am 8. November 1882 stiftete der Berliner Verein für Evangelisch-Kirchliche Zwecke dem Erfurter Evangelischen Männer- und Jünglingsverein, der schon am 18.10.1857 gegründet worden war, anlässlich dessen 25-jährigen Bestehens den Betrag von 50,- (“Gold-”) Mark. Auf Vorschlag des damaligen Präses´ Pfr. Richard Scheibe und Beschluss des Vorstands des Männer- und Jünglingsvereins wurde die Geldsumme zur Gründung eines Bläserchores verwendet. Sie reichte als Anzahlung für vier Instrumente (1 Bariton, 2 Altkornette und eine F-Tuba), die Ende 1882 angeschafft wurden.
Mit entsprechend großem Chor begann die mühsame Probenarbeit, bis man Pfingsten des folgenden Jahres (1883) erstmals einen Choral im Gottesdienst begleiten konnte.
Der Chor bestand lange Zeit als unselbständige Bläserabteilung des Männer- und Jünglingsvereins, um zur Ehre Gottes, insbesondere bei Festen des Vereins, zu blasen. Der Bläserchor nahm damit an der wechselvollen Geschichte seines Stammvereins teil, das heißt, er bestand ab 1920 als unselbständige Bläserabteilung des Evangelischen Männer- und Jünglingsvereins Erfurt (Wartburgbund) und ab 1929 als unselbständige Bläserabteilung des Christlichen Vereins Junger Männer: Wartburgbund-Erfurt, dem heutigen CVJM.
Mit dem dritten Reich wurde 1939 kirchliche Jugendarbeit praktisch unmöglich. Das Versammlungsverbot führte zur Auflösung des Vereins. Die volksmissionarische Aufgabe der Bläserabteilung des Christlichen Vereins Junger Männer wurde aber als so wichtig für die kirchliche Arbeit empfunden, dass der Kreissynodalvorstand am 14. März 1939 beschloss, einen “Evangelischen Volksmissions- und Posaunendienst” zu gründen und die Bläserarbeit des Vereins darin fortzuführen.
Der Christliche Verein Junger Männer beschloss daraufhin am 19. März 1939 seine Auflösung, der durch den Beirat am 05.05.1939 zugestimmt wurde. Über das Vermögen des Vereins, das aus umfangreichen vertraglich garantierten Nutzungsrechten an dem Evangelischen Vereinshaus (Johannes-Lang-Haus, Allerheiligenstr. 10, 99084 Erfurt), dem Gesamtinventar, sowie Barvermögen des CVJM Wartburgbund-Erfurt bestand, beschloss der Beirat gemäß § 10 der Satzung, dieses an den Evangelischen Volksmissions- und Posaunendienst der Kreissynode Erfurt zu übertragen. (s. Tagebuch Bd. 5 Protokolle des Ev. Männer- und Jünglings-Vereins)
Obgleich sich nach dem Krieg der Christliche Verein Junger Männer neu gründete, ist der Evangelische Posaunendienst seit dem Übernahmebeschluss der Kreissynode von 1939 eine unselbständige Einrichtung des Evangelischen Kirchenkreises geblieben.
Am Sonntag Jubilate 2007 wurde das Chorjubiläum "125 Jahre Evangelischer Posaunendienst Erfurt" mit einem Festgottesdienst in der Augustinerkirche und einer Festlichen Bläsermusik in der Thomaskirche gefeiert. Beim Musizieren und Feiern unterstützten die befreundeten Chöre aus Braubach und Blaustein sowie der Reglerposaunendienst aus Erfurt.
Der Chor besteht heute aus ca. 30 Mitgliedern und erfüllt seinen musikalischen Auftrag mit vielseitigem Programm, den jeweiligen Anlässen entsprechend, von Gabrieli bis Gospel.
Etwa in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, vor gut 150 Jahren also, kam in Deutschland gewissermaßen ein "neuer Wind" in die Gemeinden. Die aus der Erweckungsbewegung erwachsene Frömmigkeit entdeckte ein neues, und gleichwohl uraltes, sozusagen unüberhörbares Ausdrucksmittel für den Ruf des Evangeliums, dessen Eignung zum Lobe Gottes bereits in dem 150. Psalm belegt ist: die Posaune.
Dieses Instrument wurde Namensgeber für die Chöre, die im Umfeld der Volksmission und der Jünglingsvereine nach nur wenigen Jahren in so großer Zahl in den Ev. Kirchengemeinden in Deutschland entstanden, dass man von einer Posaunen- chorbewegung spricht. Einer Bewegung, die ein evangelisches Phänomen war und ist, und überhaupt lange ein deutsches Phänomen, das noch heute in Deutschland seinen Schwerpunkt und mit etwa 120.000 Bläserinnen und Bläsern in etwa 7.000 Chören seine größte Verbreitung hat.
Fortan ermöglichten die Posaunenchöre festliche Gottesdienste auch in den kleinen Gemeinden und insbesondere im Freien. "Transportable Orgeln" wurden sie in Anspielung an das angestammte musikalische Kircheninstrument genannt. Der Orgel angelehnt, in der Klavierschreibweise ("C"), war deshalb auch die Notation des später als "Posaunengeneral" berühmten Pastors Johannes Kuhlo (*8.10.1856 - 16.05.1941), der für die einheitlich in B gestimmten vorzugsweise weit mensurierten Blechblasinstrumente (Posaunen, Flügelhörner, Tenorhörner,Tuben) geeignete Literatur herausgab, die mit den Gesangbüchern der Gemeinde und den Noten des Organisten kompatibel war. Die musikalische Ausrichtung der ersten Chöre war so stark choralbetont. Die vier Bände "Kuhlo" wurden auf Jahrzente und bis in das 21. Jahrhundert hinein musikalische Basis der Posaunenchöre. Der Kuhlo-Choral wurde Grundform bläserischer Ausdrucksweise in den Posaunenchören. Choräle von J. S. Bach kamen für die fortgeschrittenen Bläser hinzu. An "weltlicher" Literatur wurden deutsche Volkslieder gespielt.
Viele Posaunenchöre sind dieser Urform zu lange verhaftet geblieben und haben mit dem sich ändernden musikalischen Zeitgeschmack - auch im Gottesdienst - nicht Schritt gehalten. Eine bisweilen zu beobachten gewesende rhythmische Steifigkeit ("3, 4..."), konnte in Zeiten der Beatmusik das Vorurteil begründen, daß Posaunenchöre etwas Altmodisches seien. Weit gefehlt. Die Posaunenchöre haben sich musikalisch entwickelt. Auch hat die Literatur für Posaunenchöre die Stilrichtungen des Gospel, des Pop und des Jazz berücksichtigt, die heute notwendig erscheinen, um die Gemeinde unter das Wort zu rufen und zu erfreuen.
Der "älteste" zugleich größte Chor im Ev. Kirchenkreis Erfurt, der Ev. Posaunendienst Erfurt, geht auf die Gründungswelle zu Kuhlo´s Zeiten, Ende des vorletzten Jahrhunderts, zurück.